Presseinformation vom 19.12.2023
-
5 % aller Geburten in Österreich sind auf Kinderwunschbehandlungen zurückzuführen
-
2022 wurden 4.132 IVF-Babys geboren – das sind um 7,8 % mehr als 2021[1]
-
Die Patientinnen werden älter: 37,1 % sind bereits 36 – 40 Jahre alt
-
94,7 % Einlingsschwangerschaften und nur mehr 5,3 % Zwillingsschwangerschaften
-
Ein Drittel aller Kinderwunschbehandlungen finden in Wien statt
-
Individuelle Behandlungsansätze führen zu mehr Schwangerschaften bei sinkenden Kosten pro Versuch
Wien, 19. Dezember 2023 – Nach einem leichten Rückgang der IVF-Behandlungen im Jahr 2020 geht es seither wieder konstant bergauf: Die Anzahl der IVF-Behandlungen ist in den letzten zehn Jahren um mehr als 70 % (72,2 %) auf 12.392 IVF‐Versuche an 7.608 Kinderwunschpaaren gestiegen[2]. Auch die Erfolgsrate der IVF-Versuche in Österreich steigt seit Jahren kontinuierlich. So lag die Schwangerschaftsrate pro Transfer 2022 bei 34,9 % (2021: 34,7 %). Im Ergebnis waren 2022 5 % aller Geburten österreichweit – und damit 4.132 Babies – auf eine Kinderwunschbehandlung zurückzuführen. Gute Nachrichten für die Steuerzahler:innen: Trotz der steigenden Fallzahlen sinken die Kosten für die Allgemeinheit seit Jahren, da der medizinische Fortschritt eine zunehmend effizientere und punktgenauere Behandlung von Kinderwunschpaaren ermöglicht.
Das sind die wesentlichen Ergebnisse des jüngst vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz veröffentlichten IVF-Register Jahresberichts 2022.
Schwangerschaftsrate steigt: Jede dritte Behandlung ist erfolgreich
„Die Reproduktionsmedizin entwickelt sich dank zahlreicher Innovationen rasant weiter und ist sehr erfolgreich. Österreichs Kinderwunschzentren erzielen mit weniger durchgeführten Follikelpunktionen mehr Schwangerschaften denn je – dies auch bei älteren Patientinnen“, erklärt Prof. Dr. Andreas Obruca, Präsident der österreichischen IVF-Gesellschaft und Leiter des Kinderwunschzentrum an der Wien.
Die meisten Frauen, die 2022 eine Kinderwunschbehandlung unter Inanspruchnahme des IVF-Fonds durchgeführt haben, sind mit 38,6 % in der Altersgruppe 31 bis 35 Jahre, gefolgt von den 36‐ bis 40‐Jährigen mit 37,1 %. 20,8 % der Frauen sind zwischen 26 und 30 Jahre, und nur 4 % sind unter 26 Jahre alt. Im Zehnjahresvergleich zeigt sich, dass sich der Kinderwunsch bei Frauen immer mehr ins höhere Lebensalter verschiebt. Die Altersgruppe der 36- bis 40-Jährigen hat seit 2012 konstant zugenommen (+ 4,1 %), während sich der Anteil der unter 26-Jährigen halbiert hat (- 3,6 %). Die Schwangerschaftsrate pro Transfer betrug im Jahr 2022 österreichweit 34,9 %. Während die Rate bei den 26‐ bis 30‐jährigen bei knapp 40 % liegt, sinkt sie bei den 36‐ bis 40‐Jährigen auf 29,5 %.
Mehrlingsschwangerschaften werden immer seltener
Aus medizinischem Blickwinkel sind Zwillings- und Mehrlingsschwangerschaften stets mit einem erhöhten Risiko für Mutter und Kind verbunden. Deshalb wird mittlerweile meist ein „Single-Embryo-Transfer“ angestrebt, dessen Erfolgsrate ständig steigt. Die Zahlen dazu sprechen eine deutliche Sprache: Waren etwa im Jahr 2012 noch 14,8 % der Geburten nach einer IVF-Behandlung eine Zwillingsgeburt, so liegt der Anteil 2022 nur mehr bei 5,3 %. Im Umkehrschluss bedeutet das: 2022 waren bereits 94,7 % aller Schwangerschaften aufgrund einer Kinderwunschbehandlung Einlingsschwangerschaften.
Sinkende Kosten pro Versuch
Trotz der steigenden Schwangerschaftsrate haben die Kosten pro Versuch erkennbar abgenommen: Kostete ein Versuch dem IVF-Fonds im Jahr 2017 noch EUR 1.682,-, so beläuft sich dieser Betrag im Jahr 2022 nur mehr auf EUR 1.548,-[3]. Ursachen für die sinkenden Kosten der IVF-Behandlungen sind vor allem der medizinische Fortschritt und die individuellen Behandlungsmethoden. „Die Kinderwunschbehandlung hat sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt. Die Erfolgsaussichten waren noch nie so groß wie heute – dennoch: Die Chance pro Kinderwunschpaar, ein Baby zu bekommen, ist sehr individuell und hängt vom Alter und den medizinischen Ursachen für die Unfruchtbarkeit ab. Eine individualisierte und frühzeitig professionell geplante Kinderwunschreise spart daher Zeit und Geld“, ist der Kinderwunsch-Experte überzeugt.
Wien ist erste Adresse in Sachen Kinderwunschbehandlung
Mit mehr als 4.000 IVF-Versuchen führten die Wiener Kinderwunschzentren rund ein Drittel (32,6 %) aller Versuche des Jahres 2022 durch. Im Vergleich dazu ist Oberösterreich das zweitbeliebteste Bundesland für IVF-Behandlungen: Hier wurden im vergangenen Jahr 2.136 (17,3 %) Versuche durchgeführt[4]. Eine Behandlung in der Bundeshauptstadt ist nicht nur bei Wiener Paaren, sondern auch besonders bei jenen aus Niederösterreich beliebt: Knapp die Hälfte (47,4 %) der Patient:innen mit Wohnort in Niederösterreich ließen ihre IVF‐Behandlung in Wien durchführen und vertrauen auf die Expertise sowie das breite Behandlungsspektrum der Wiener Kinderwunschzentren.
Endometriose ist häufig ein Grund für unerfüllten Kinderwunsch
Der Anteil an Frauen, die aufgrund einer Endometriose Erkrankung eine IVF-Behandlung durchgeführt haben, ist in den letzten zehn Jahren um rund 30 % gestiegen. Damit stellt Endometriose bei Frauen bereits die zweithäufigste Indikation (26,7 %) für eine Kinderwunschbehandlung dar, und zwar hinter der Indikation PCO (41,2 %). Allein im Kinderwunschzentrum an der Wien wurden im Jahr 2022 rund 200 Patientinnen mit Endometriose auf ihrer Kinderwunschreise begleitet. Um der steigenden Nachfrage nach einer Behandlung für betroffene Paare mit Kinderwunsch nachzukommen und dabei höchste Behandlungsstandards garantieren zu können, wurde dort im Frühjahr 2023 ein eigenes Endometriosezentrum für Kinderwunschpaare gegründet.
Individuelle Behandlungen sind die Zukunft der Reproduktionsmedizin
Die Innovationen der Reproduktionsmedizin ermöglichen nicht nur effizientere IVF-Versuche, sondern sorgen auch dafür, dass Behandlungen vermehrt auf die speziellen Anforderungen des jeweiligen Kinderwunschpaares angepasst werden können. Um auf die individuellen Situationen eines Kinderwunschpaares optimal eingehen zu können, hat das Kinderwunschzentrum an der Wien diverse Kompetenzzentren gegründet. Unter anderem wurden 2022 im Regenbogenzentrum – spezialisiert auf die Behandlung von lesbischen Paaren – mehr als 30 % aller in Österreich durchgeführten Inseminationen mit Spendersamen vorgenommen.
„Die Reproduktionsmedizin hat sich in den vergangenen 20 Jahren zu einem hochspezialisierten Feld entwickelt, wo keine Situation eines Paares der eines anderen gleicht. Individualisierte Behandlungspläne sowie Spezialmethoden und -diagnostik sind nötig, um die Kinderwunschreise mit Erfolg zu krönen. Als führendes Kinderwunschzentrum Österreichs verfolgen wir diesen Ansatz sehr systematisch und werden nicht zuletzt dank unserer verschiedenen Kompetenzzentren – von Androzentrum bis PCOS-Zentrum – als Vorreiter wahrgenommen. Damit tragen wir wesentlich zur Erfolgsgeschichte der Reproduktionsmedizin in Österreich bei“, so Univ. Prof. Dr. Obruca abschließend.
[1] Statistik über die Anwendung medizinisch unterstützter Fortpflanzung gemäß § 21 Fortpflanzungsmedizingesetz (FMedG); Jahresbericht 2022
[2] IVF‐Register Jahresbericht 2022
[3] IVF‐Register Jahresbericht 2022
[4] IVF‐Register Jahresbericht 2022