Presseinformation vom 09.12.2021
Im Oktober zierte sie gemeinsam mit ihrer Tochter ein LinkedIn Posting, das sich innerhalb kürzester Zeit viral verbreitete und einen Trend anstieß. Jetzt sprach Initialzünderin Kaitlyn Chang, Vorstandsmitglied bei Strategie Austria und Brand Innovation Lead bei Accenture Interactive über #MomToo und die Implikationen für eine gleichberechtigte Arbeitswelt.
Wien, im Dezember 2021 – Was hat es mit der „Motherhood Penalty“ am Arbeitsplatz, dem „Schwanensee-Syndrom“ arbeitender Mütter und dem unterbewussten Gender-Bias in der Gesellschaft auf sich? Im siebten und 2021 letzten Webinar der Strategie Austria Reihe „Stunde der Strategie“ beleuchtete Kaitlyn Chang diese und mehr Fragen und zeigte strategische Ansätze auf, mit denen gegen genderbasierte Ungleichbehandlung in Unternehmen und in der Gesellschaft vorgegangen werden kann.
5,6 Mio. Views für #MomToo
Im Oktober hielt Kaitlyn Chang beim Forward Festival einen Vortrag über die Nachteile der Mutterschaft im Arbeitsleben – mit ihrer sechs Monate alten Tochter in der Schultertrage. Damit sprach sie vielen arbeitenden Müttern aus der Seele, wie die rasante Verbreitung ihres kurz darauf geteilten LinkedIn Posts zeigte: Mit mehr als 5,6 Millionen Ansichten bewegte die Managerin berufstätige Frauen weltweit dazu, unter dem Hashtag #MomToo von ähnlichen Erfahrungen zu berichten.
Krokodilmaul-Problem und Motherhood Penalty
Die Debatte beginnt laut Chang beim „Krokodilmaul-Problem“: Während das Geschlechterverhältnis beim Berufseinstieg zunächst ausgeglichen ist, klafft dieses mit der Zeit immer weiter auseinander. Im Jahr 2021 waren 85 % der Männer und nur 15 % der Frauen in Managementpositionen beschäftigt. Auch an Diversität in Führungspositionen mangelt es mehrheitlich. Dieses Phänomen beschreibt auch die „Motherhood Penalty“: Laut Chang werden viele Frauen unbewusst noch immer benachteiligt, wenn sie neben ihrem Berufsleben ihrer Rolle als Mutter nachgehen. Dabei sinken häufig ihre beruflichen Karrierechancen und sie werden als unprofessionell stigmatisiert, sobald sie ihre Kinder zeigen - obwohl sich die beruflichen Kompetenzen keineswegs verändert haben. Dies geschieht nicht, wenn männliche Kollegen Kinder bekommen.
Hemmschuh „Schwanensee-Syndrom“
Als resultierendes Problem nennt Chang das „Schwanensee-Syndrom“: Da heutzutage viele Frauen gut gebildet und berufstätig sind, gleichzeitig jedoch für ihre Kinder sorgen, versuchen sie häufig, ihre Mutterrolle zu verstecken. „Wie Schwäne gleiten viele Frauen anmutig übers Wasser, aber paddeln unter Wasser wie verrückt. Letztlich zeigt sich das nicht nur in einem höheren Burnout-Risiko, sondern auch in niedrigeren Frauenanteilen in Führungspositionen. Das ist weder natürlich noch nachhaltig“, so Chang.
Genau dort kann man ansetzen: Ein kontinuierlicher Diskurs kann laut Chang dazu verhelfen, das Problem in der Gesellschaft zu thematisieren und zu normalisieren. Zum einen gelte der Ansatz, „ein Mensch bei der Arbeit zu sein“. Diesem werden insbesondere die durch die Covid-19 Pandemie bedingten Home Office-Strukturen gerecht, welche bereits fließende, hybride Grenzen zwischen Arbeit und Zuhause geschaffen haben. Zum anderen bestehe eine weitere Anforderung darin, unterbewusste Vorurteile abzustellen und aktiv gegen tief verwurzelte Stereotype zu wirken - oder diese radikal umzudrehen. Da der Gender-Bias bereits im frühen Kindesalter geformt und im gesamten Leben präsent bleibt, müsse dieses Informationsvakuum bewusst gefüllt werden, damit Kinder keine negativ implizierten Vorurteile aufnehmen. Grund genug, den gesellschaftlichen Diskurs voranzutreiben: Die Ungleichbehandlung muss aufhören, Führungspositionen müssen divers besetzt und Geschlechterstereotype abgebaut werden. Bis dahin gilt für Chang: #MomToo.
Strategin, Innovatorin und Mutter: Kaitlyn Chang
Kaitlyn WonJung Chang wurde in Südkorea geboren, ist in den USA aufgewachsen und lebt und arbeitet seit 2012 in Wien. Zurzeit fungiert sie als Brand Innovation Lead bei Accenture Interactive. 2019 war sie Jurymitglied bei den Cannes Lions in der Kategorie Innovation Lions, und 2018 bei Eurobest in den Kategorien Innovation und Creative Data. Von 17 Berufsjahren verbrachte sie zehn in der Samsung Group, zuletzt als Managing Director der Kreativ-Agentur Cheil Worldwide in Wien. Anschließend arbeitete sie drei Jahre bei der Wiener Kreativagentur Kobza and the Hungry Eyes, zuletzt als COO. Ihre Arbeit wurde mit über 60 internationalen Kreativ- und Innovationsawards ausgezeichnet, darunter Cannes Lions, Clios, D&AD, Webbys und CCA. Bis 2020 war sie Gründungsmitglied und Präsidentin von Women of Vienna, Österreichs größtem Frauennetzwerk mit über 21.000 Mitgliedern. Seit 2021 ist sie Vorstandsmitglied bei Strategie Austria.