Presseinformation vom 16.09.2025

Nachtlüften im Praxistest: Forschungsprojekt zeigt, wie effektiv Nachtlüftung wirklich ist

Testhäuser ZAB

Zwei identische Simulationsräume, ein Ziel: Optimale Nachtlüftung. Monitoring und Simulation liefern klare Erkenntnisse für energieeffizientes Bauen.

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Das Forschungsprojekt rund um das Thema Ventilative Cooling hat in einer bislang einzigartigen Studie unter Realbedingungen untersucht, wie sich verschiedene Lüftungsszenarien in der Nacht auf das Raumklima auswirken und liefert fundierte Antworten für die Baupraxis. Die zentrale Erkenntnis: Während gekippte Fenster ausschließlich für hygienischen Luftwechsel sorgen, kann durch andere Lüftungsvarianten ein effizienter Luftaustausch stattfinden und die Raumtemperatur deutlich reduziert werden.

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Das Forschungsprojekt rund um das Thema Ventilative Cooling hat in einer bislang einzigartigen Studie unter Realbedingungen untersucht, wie sich verschiedene Lüftungsszenarien in der Nacht auf das Raumklima auswirken und liefert fundierte Antworten für die Baupraxis. Die zentrale Erkenntnis: Während gekippte Fenster ausschließlich für hygienischen Luftwechsel sorgen, kann durch andere Lüftungsvarianten ein effizienter Luftaustausch stattfinden und die Raumtemperatur deutlich reduziert werden.

Wien, September 2025 – Menschen verbringen etwa 90 Prozent ihrer Zeit in Innenräumen, unabhängig von der Jahreszeit. Angesichts steigender Temperaturen und immer intensiverer Hitzewellen stehen Bauwirtschaft und Architekt:innen vor der Herausforderung, durch smarte Planung Räume und Gebäude so zu gestalten, dass sie auch im Sommer komfortabel nutzbar und gesund sind. Die Lösung liegt oft näher als gedacht – nämlich in effizienter Nachtlüftung. Denn selbst mit Hitzeschutz an den Fenstern erwärmen sich Gebäude und deren Wände untertags. Das Forschungsprojekt mit dem Arbeitstitel „CoolBRICK“ zeigt: Werden die Fenster nachts gezielt geöffnet, können Räume um mehrere Grad abkühlen und damit Komfort, Gesundheit sowie Energieeffizienz steigen. Im Rahmen der Studie wurde erstmals unter Realbedingungen untersucht, wie effektiv Nachtlüftung tatsächlich ist und welche Rolle intelligente Technologien dabei spielen. Die Studie in Zusammenarbeit mit dem Forschungsverein Steine-Keramik, dem Verband Österreichischer Ziegelwerke (VÖZ), der Fachhochschule Salzburg, der Universität für Weiterbildung Krems, der ZAB Zukunftsagentur Bau und VELUX Österreich mit der Unterstützung des Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) durchgeführt.

Mehr als 200 Sensoren: Untersuchung unter Realbedingungen
Das Herzstück des Forschungsprojekts waren zwei baugleiche Testhäuser mit Ziegelwänden und Außenrollos an den Fenstern auf dem Gelände der BAUAkademie Salzburg. Diese wurden jahrelang mit mehr als 200 Sensoren überwacht, um das tatsächliche Kühlpotenzial verschiedener Nachtlüftungsszenarien zu erfassen. Zudem wurden unterschiedliche Steuerungstechnologien und Fensteröffnungsstellungen – von klassischer Kippstellung bis hin zu automatisierten Querlüftungen und anhand von mathematischen Modellen – getestet. Die Ergebnisse sind wegweisend: „Das Projekt liefert erstmals umfassende, empirische Daten darüber, wie natürliche Nachtlüftung und gezielte Abkühlung der Speichermassen am wirksamsten eingesetzt werden können“, erklärt Heinz Hackl, Public Affairs Manager bei VELUX Österreich. „Schon einfache Maßnahmen wie die gezielte Querlüftung bringen einen enormen Effekt. Das Potenzial dieser Low-Tech-Methode war bisher vielfach unterschätzt.“

Messbare Vorteile: Gezielte Querlüftung und Automatisierung
Die Auswertung von mehr als 70 Messreihen über ganze Nächte zeigt: Während einseitige, klassische Fensterlüftung oft nur für den hygienisch nötigen Luftwechsel ausreicht, lässt sich mit dem Öffnen von Fenstern auf zwei unterschiedlichen Seiten des Raumes (Querlüftung) eine deutliche Abkühlung erzielen, insbesondere bei automatisierter Steuerung. Bereits bei einer Kippstellung von 20 cm und geringen Luftgeschwindigkeiten der Außenluft wurden durch Querlüftung Luftwechselraten von 4 h⁻¹ und darüber erreicht. Das bedeutet, dass die Innenraumluft innerhalb nur einer Stunde viermal komplett durch Außenluft ersetzt wird. Durch Querlüftung mit vollständig gekippten Fenstern konnte die Temperatur im Testgebäude um 5,5° Celsius reduziert werden. Verglichen dazu kann mit nur einem herkömmlich gekippten Fenster im Raum die Luft maximal zweimal pro Stunde ausgetauscht und die Lufttemperatur bei nur um 1,6° Celsius reduziert werden. Noch effektiver als Querlüftung ist die sogenannte Kaminlüftung. Durch die Kombination von geöffneten Fassaden- und Dachfenstern entweicht die warme Luft oben und kühlere Luft strömt von unten nach. So konnten Luftwechselraten bis zu 12 h-1 gemessen werden. Besonders bemerkenswert: Selbst bei sehr niedrigen Windgeschwindigkeiten unter 0,5 m/s konnten mit Querlüftung und Kaminlüftung zweistellige Luftwechselraten erzielt werden. „Unsere Arbeit richtet den Fokus auf empirische Daten, die der Baubranche einen echten Mehrwert liefern“, betont Gunther Graupner, Geschäftsführer der ZAB Zukunftsagentur Bau. „Wir erhielten so konkrete Anhaltspunkte für die Auslegung und Optimierung von Lüftungskonzepten, insbesondere hinsichtlich Energieeffizienz, Nutzerkomfort und der Einhaltung von Klimazielen.“

Nachtlüftung als Schlüssel zur Kühlung
Die Studie verdeutlicht, dass Nachtlüftung weit mehr ist als ein intuitives Öffnen der Fenster. Entscheidend ist eine Kombination aus durchdachter Fensteranordnung, automatisierter Steuerung und der Nutzung von Speichermassen. Damit entsteht ein enormes Potenzial für Gebäudekühlung, energieeffizient und kostensparend. Markus Winkler, Experte für Bauklimatik und Ventilative Cooling am Department für Bauen und Umwelt an der Universität für Weiterbildung Krems, hebt hervor: „Wir haben in den Testhäusern ganz bewusst verschiedene Lüftungsvarianten untersucht, um erstmalig zu zeigen, wie groß die quantitativen Unterschiede in der Praxis sein können.“

Intelligente Steuerung steigert den Effekt
Besonders deutlich werden die Effekte von Nachtlüftung durch den Einsatz intelligenter Steuerungen. Automatisierte Systeme sorgen dafür, dass Fenster in den kühlen Nachtstunden geöffnet bleiben. Vorausschauende, modellbasierte Regelungen gehen noch weiter: Sie berücksichtigen, wie die Wärme in den Wänden über Nacht wieder abgegeben wird und berechnen die ideale Öffnungsdauer. „Sensorbasierte oder modellbasierte Regelungen ermöglichen es, das Kühlpotenzial durch Nachtlüftung optimal zu nutzen“, so Albert Treytl, Experte für integrierte Sensorsysteme an der Universität für Weiterbildung Krems. „Dank dieser Daten sehen wir, was am besten funktioniert. Wenn man auf dieser Basis die Lüftungskonzepte durch intelligente Steuerung ergänzt, lässt sich mit relativ einfachen Mitteln ein optimales Raumklima erzeugen.“

Bedeutung für Baupraxis und nachhaltige Gebäudeplanung
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen, wie wichtig durchdachte Lüftungskonzepte für den Neubau und die Sanierung von Gebäuden sind. Moderne Gebäude sind heute besonders gut gedämmt und luftdicht gebaut. Das spart zwar Heizenergie im Winter, stellt aber im Sommer eine echte Herausforderung dar. Ohne gezielte Lüftungsstrategien kann sich die Hitze schnell im Inneren stauen und zu unangenehmen Raumtemperaturen führen. Lüftungskonzepte, die auf natürliche Nachtkühlung und automatisierte Steuerung setzen, ermöglichen es, Wohn- und Arbeitsräume auch in heißen Sommern effizient und passiv zu kühlen. „Kein Neubau und keine Renovierung sollte heute mehr ohne ein durchdachtes Lüftungskonzept erfolgen“, so Heinz Hackl. „Gerade angesichts dichter Gebäudehüllen und zunehmender Herausforderungen durch extreme Wetterbedingungen wird eine gezielte Planung der Nachtlüftung zum zentralen Bestandteil moderner Baupraxis. Das gilt nicht nur für große Neubauprojekte, sondern ebenso für die Sanierung von Bestandsbauten – überall dort, wo Menschen wohnen, arbeiten und leben.“ Werden Strukturen für Quer- oder Kaminlüftung künftig stärker in der Planung berücksichtigt, entstehen klimaresiliente und gesunde Gebäude, die den Herausforderungen steigender Temperaturen gewachsen sind. Das Forschungsprojekt zeigt eindrucksvoll, wie energieeffiziente und klimafreundliche Lösungen auch ohne den Einsatz konventioneller Gebäudetechnik möglich sind.

Über das Forschungsprojekt „CoolBRICK“
Ziel des Forschungsprojekt war es, das Potenzial passiver Kühlstrategien durch die Nutzung thermischer Ziegelspeichermassen sowie die Entladung von Ziegelwänden durch natürliche Nachtlüftung aufzuzeigen. Durch ein umfassendes Monitoring zweier völlig baugleicher Ziegelsimulationsräume am Gelände der BAUAkademie Salzburg wurden sowohl unterschiedliche Regelungsstrategien der Nachtlüftung als auch die Lüftungseffekte bei unterschiedlichen Öffnungssituationen bei identischem Klima und denselben Rahmenbedingungen evaluiert. Begleitend zum Monitoring wurden umfangreiche thermodynamische Gebäudesimulationen durchgeführt. Das Forschungsprojekt wurde vom Forschungsverein Steine-Keramik, dem Verband Österreichischer Ziegelwerke (VÖZ), der Fachhochschule Salzburg, der Universität für Weiterbildung Krems, der ZAB Zukunftsagentur Bau und VELUX Österreich mit der Unterstützung des Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) umgesetzt. Untersuchungszeitraum: Sommer und Herbst 2024.

Über die Velux Österreich GmbH
Die Velux Österreich GmbH mit Sitz in Wolkersdorf ist ein Unternehmen der internationalen Velux Gruppe. Seit über 80 Jahren schafft Velux Gruppe durch die maximale Nutzung von Tageslicht und frischer Luft durch das Dach ein besseres Lebensumfeld für Menschen in der ganzen Welt. Das Produktprogramm umfasst Dachfenster und Oberlicht-Module, dekorative Sonnenschutzprodukte sowie Rollläden, Anschlussprodukte und Smart-Home-Lösungen. Diese Produkte sorgen für ein gesundes und nachhaltiges Raumklima beim Arbeiten und Lernen sowie beim Spielen und in der Freizeit. Die Velux Gruppe ist mit Produktions- und Vertriebsstandorten in über 38 Ländern und mit ca. 11.000 Mitarbeiter:innen weltweit tätig. Das Unternehmen gehört zur VKR Holding A/S, einer Aktiengesellschaft nach dänischem Recht im Alleineigentum von gemeinnützigen Stiftungen (Velux Stiftungen) und der Familie des Unternehmensgründers. 2022 erwirtschaftete die VKR Holding einen Gesamtumsatz von 4,29 Mrd. EUR und die Velux Gruppe einen Gesamtumsatz von 2,99 Mrd. EUR. Die Velux Stiftungen spendeten 181 Mio. EUR für wohltätige Zwecke.

Weitere Informationen unter www.velux.at.

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Bilder (7)

Testhäuser
6 016 x 4 016 ZAB
Luftwechselraten
3 787 x 1 845
Temperaturstreifen
2 581 x 1 220 IPCC
Heinz Hackl
3 004 x 4 205 Semrad
Markus Winkler
2 815 x 2 816 Daniel Novotny
Albert Treytl
1 008 x 1 512 Daniel Novotny
Studienpräsentation Ventilative Cooling
800 x 534 Velux

Kontakt

Velux
VELUX Nordeuropa
Maik Seete
Mail: maik.seete@velux.com
Tel.: +49 40 2853 04692

Ketchum Österreich
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Mail: velux@ketchum.at
Tel.: +43 664 808 69 127